M A C B E T H | Inhalt | Zu dieser Ausgabe | Personenübersicht | Akt II, Szene I |
Akt I, Szene VII |
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Ebendaselbst, Raum im Schloss. | |
Oboen und Fackeln. Ein Vorschneider und mehrere Diener mit Schüsseln gehn über die Bühne; dann kommt Macbeth. |
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Macbeth: | Wär's abgetan, so wie's getan ist, dann wär's gut, Man tät es eilig: - Wenn der Meuchelmord Aussperren könnt aus seinem Netz die Folgen Und nur Gelingen aus der Tiefe zöge: Dass mit dem Stoß, einmal für immer, alles Sich abgeschlossen hätte - hier, nur hier - Auf dieser Schülerbank #22 der Gegenwart -, So setzt' ich weg mich übers künft'ge Leben. - |
Doch immer wird bei solcher Tat uns schon Vergeltung hier: dass, wie wir ihn gegeben, Den blut'gen Unterricht, er, kaum gelernt, Zurückschlägt, zu bestrafen den Erfinder. Dies Recht, mit unabweislich fester Hand, Setzt unsern selbstgemischten, gift'gen Kelch An unsre eignen Lippen. - |
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Er kommt hierher, zwiefach geschirmt: zuerst, Weil ich sein Vetter bin und Untertan, Beides hemmt stark die Tat; dann, ich - sein Wirt, Der gegen seinen Mörder schließen müsste Das Tor, nicht selbst das Messer führen. - |
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Dann hat auch dieser Duncan seine Würde So mild getragen, blieb im großen Amt So rein, dass seine Tugenden, wie Engel Posaunenzüngig, werden Rache schrein Dem tiefen Höllengreuel seines Mords; Und Mitleid, wie ein nacktes, neugebornes Kind, Auf Sturmwind reitend, oder Himmels Cherubim, Zu Ross auf unschtbaren, luft'gen Rennern, Blasen die Schreckenstat in jedes Auge, Bis Tränenflut den Wind ertränkt. - |
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Ich habe keinen Stachel, Die Seiten meines Wollens anzuspornen, Als einzig Ehrgeiz, der, zum Aufschwung eilend, Sich überspringt und jenseits niederfällt: - |
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Lady Macbeth tritt auf. | |
Wie nun, was gibt's? | |
Lady Macbeth: | Er hat fast abgespeist. Warum hast du den Saal verlassen? |
Macbeth: | Hat er Nach mir gefragt? |
Lady Macbeth: | Weißt du nicht, dass er's tat? |
Macbeth: | Wir woll'n nicht weitergehn in dieser Sache; Er hat mich jüngst belohnt, und goldne Achtung Hab ich von Leuten aller Art gekauft, Die will getragen sein im neusten Glanz Und nicht so plötzlich weggeworfen. |
Lady Macbeth: | War Die Hoffnung trunken, worin du dich hülltest? Schlief sie seitdem und ist nun erwacht, So bleich und krank das anzuschauen, was sie So fröhlich tat? - Von jetzt an denk ich Von deiner Liebe so. Bist du zu feige, Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut, Der du in Wünschen bist? Möchtst du erlangen, Was du den Schmuck des Lebens schätzen musst, Und Memme sein in deiner eignen Schätzung? Muss dir "Ich fürchte" folgen dem "Ich möchte", Der armen Katz' im Sprichwort gleich? |
Macbeth: | Sei ruhig! Ich wage alles, was dem Menschen ziemt; Wer mehr wagt, der ist keiner. |
Lady Macbeth: | Welch ein Tier Hieß dich von deinem Vorsatz mit mir reden? Als du es wagtest, da warst du ein Mann; Und mehr sein, als du warst, das machte dich Nur umso mehr zum Mann. Nicht Zeit, nicht Ort Traf damals zu, du wolltest beide machen: Sie machen selbst sich und ihr hurt'ger Dienst Macht dich zu nichts. Ich hab gesäugt und weiß, Wie süß, das Kind zu lieben, das ich tränke; Ich hätt, indem es mir entgegenlächelte, Die Brust gerissen aus den weichen Kiefern Und ihm den Kopf geschmettert an die Wand, Hätt ich's geschworen, wie du dieses schwurst. |
Macbeth: | Wenn's uns misslänge - |
Lady Macbeth: | Uns misslingen! - Schraub deinen Mut nur bis zum Punkt des Halts, Und es misslingt uns nicht. Wenn Duncan schläft, Wozu so mehr des Tages starke Reise Ihn einlädt - seine beiden Kämmerlinge Will ich mit würz'gem Weine #23 so betäuben, Dass des Gehirnes Wächter, das Gedächtnis, Ein Dunst sein wird und der Vernunft Behältnis Ein Dampfhelm nur. - Wenn nun im vieh'schen Schlaf Ertränkt ihr Dasein liegt, so wie im Tode, Was können du und ich dann nicht vollbringen Am unbewachten Duncan? was nicht schieben Auf die berauschten Diener, die die Schuld Des großen Mordes trifft? |
Macbeth: | Gebär mir Söhne nur! Aus deinem unbezwungnen Stoffe können Nur Männer sprossen. Wird man es nicht glauben, Wenn wir mit Blut die zwei Schlaftrunknen färben, Die Kämmerling', und ihre Dolche brauchen, Dass sie's getan? |
Lady Macbeth: | Wer darf was anders glauben, Wenn unsers Grames lauter Schrei ertönt Bei seinem Tode? |
Macbeth: | Ich bin fest; gespannt Zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv. Komm, täuschen wir mit heiterm Blick die Stunde: Birg, falscher Schein, des falschen Herzens Kunde! |
Sie gehen ab. | |
Anmerkungen | |
#22 | bank and shoal: Sandbank; eine andere Interpretationsmöglichkeit für den sprachlich umstrittenen Ausdruck der Folio Bank and Schoole. |
#23 | wine and wassail: Wein und Festlichkeit. |
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