M A C B E T H | Inhalt | Zu dieser Ausgabe | Personenübersicht | Akt I, Szene IV |
Akt I, Szene III |
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Heide, Gewitter. | |
Drei Hexen treten auf. |
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Erste Hexe: | Wo warst du, Schwester? |
Zweite Hexe: | Schweine gewürgt. |
Dritte Hexe: | Schwester, wo du? |
Erste Hexe: | Kastanien hatt' ein Schifferweib im Schoß, Und schmatzt', und schmatzt', und schmatzt' - "Gib mir", sprach ich: "Pack dich, du Hexe!", schrie die garst'ge #04 Vettel. Ihr Mann ist nach Aleppo, führt den Tiger; Doch schwimm ich nach im Sieb, ich kann's, Wie eine Ratte ohne Schwanz; Ich tu's, ich tu's, ich tu's. |
Zweite Hexe: | Geb dir 'nen Wind. |
Erste Hexe: | Bist gut gesinnt. |
Dritte Hexe: | Ich den zweiten obendrein. |
Erste Hexe: | All die andern sind schon mein. Wo sie wehn, die Küsten kann ich. Jeden Punkt und Zirkel nenn ich Auf des Seemanns Karte. Dürr wie Heu soll er verdorrn, Und kein Schlaf, durch meinen Zorn, Tag und Nacht sein Aug' erquickt, Leb' er wie vo Fluch gedrückt. Sieben Nächte, neunmal neun, Siech und elend schrumpf' er ein: Kann ich nicht sein Schiff zerschmettern, Sei es doch umstürmt von Wettern. Schau, was ich hab. |
Zweite Hexe: | Weis her, weis her. |
Erste Hexe: | Daum' 'nes Lotsen; sinken sah Ich sein schiff, dem Land schon nah. |
Trommeln hinter der Szene. | |
Dritte Hexe: | Trommeln - Ha! Macbeth ist da. |
Alle drei: | Unheilsschwstern, Hand in Hand Ziehn wir über Meer und Land. Rundum dreht euch so, rundum: Dreimal dein und dreimal mein, Und dreimal noch, so macht es neun - Halt! - Der Zauber ist gezogen. |
Macbeth und Banquo treten auf. | |
Machbeth: | So schön und hässlich sah ich nie 'nen Tag. |
Banquo: | Wie weit ist's noch nach Fores? - Wer sind diese? So eingeschrumpft, so wild in ihrer Tracht? Die nicht Bewohnern unsrer Erde gleichen Und doch drauf stehn? Lebt ihr? Wie? seid ihr was, Darf man das fragen? Ihr scheint mich zu verstehn, Denn jede legt zugleich den stumpfen #05 Finger Auf ihren falt'gen #06 Mund - ihr solltet Weiber sein, Und doch verbieten eure Bärte mir, Euch so zu deuten. |
Machbeth: | Sprecht, wenn ihr könnt: - Wer seid ihr? |
Erste Hexe: | Heil dir, Macbeth, Heil, Heil dir Than von Glamis! |
Zweite Hexe: | Heil dir, Macbeth, Heil, Heil dir Than von Cawdor! |
Dritte Hexe: | Heil dir, Macbeth, dir, künft'gem König Heil! |
Banquo: | Was schreckst du, Mann? erregt dir Furcht, was doch So lieblich lautet? - In der Wahrheit Namen, Seid ihr Wahnbilder oder wirklich das, Was körperlich ihr scheint? Den edlen Kampffreund Grüßt ihr mit neuem Erb' und Prophezeiung Von hoher Würd' und königlicher Hoffnung, Dass er verzückt dasteht; mir sagt ihr nichts: Wenn ihr durchschauen könnt die Saat der Zeit Und sagen: dies Korn sprosst und jenes nicht, So sprecht zu mir, der nicht entflieht noch fürchtet Gunst oder Hass von euch. |
Erste Hexe: | Heil! |
Zweite Hexe: | Heil! |
Dritte Hexe: | Heil! |
Erste Hexe: | Kleiner als Macbeth, und größer. |
Zweite Hexe: | Nicht so beglückt, und doch weit glücklicher. |
Dritte Hexe: | Kön'ge erzeugst du, bist du selbst auch keiner. So, Heil, Macbeth und Banquo! |
Erste Hexe: | Banquo und Macbeth Heil! |
Die Hexen verschwinden. | |
Banquo: | Die Erd' hat Blasen, wie das Wasser hat, So waren diese - wohin schwanden sie? |
Macbeth: | In Luft, und was uns Körper schien, zerschmolz Wie Hauch im Wind. Oh, wären sie noch da! |
Banquo: | War so was wirklich hier, wovon wir sprechen? Oder aßen wir von jener gift'gen Wurzel, Die die Vernunft bewältigt? |
Macbeth: | Eure Kinder, Sie werden Kön'ge. |
Banquo: | Ihr sollt König werden. |
Macbeth: | Und Than von Cawdor auch; hieß es nicht so? |
Banquo: | Ganz so in Weis' und Worten. Wer kommt da? |
Rosse und Angus treten auf. | |
Rosse: | Der König hörte hocherfreut, Macbeth, Die Kunde deines Siegs; und wenn er liest, Wie im Rebellenkampf du selbst dich preisgabst, So stritten in ihm Staunen und Bewundrung, Was dir, was ihm gehört. Doch überschauend, Was noch am selb'gen Tag geschehn, verstummt er; In Norwegs kühnen Schlachtreihn sieht er dich, Vor dem nicht bebend, was du selber schufest, Abbilder grausen Tods. Wie Wort auf Wort #07 In schneller Rede, so kam Bot' auf Bote, Und jeder trug dein Lob, im großen Kampf Für seinen Thron, und schüttet's vor ihm aus. |
Angus: | Wir sind gesandt vom königlichen Herrn, Dir Dank zu bringen; vor sein Angesicht Dich zu geleiten nur, nicht dir zu lohnen. |
Rosse: | Und als das Handgeld einer größern Ehre Hieß er als Than von Cawdor dich zu grüßen: Heil dir in diesem Titel, würd'ger Than! Denn er ist dein. |
Banquo: | Wie, spricht der Teufel wahr? |
Macbeth: | Der Than von Cawdor lebt: was kleidet Ihr Mich in erborgten Schmuck? |
Angus: | Der Than war lebt noch: Doch unter schwerem Urteil schwebt das Leben, Das er verwirkt. Ob er im Bund mit Norweg; Ob Rückhalt der Rebellen, er geheim Sie unterstützte; ob vielleicht mit beiden Er half zu seines Landes Verderb - ich weiß nicht; Doch Hochverrat, gestanden und erwiesen, Hat ihn gestürzt. |
Macbeth: | (beiseite) Glamis und Than von Cawdor: Das Höchst' ist noch zurück. - (Zu Rosse und Angus) Dank Eurer Müh'! - (Zu Banquo) Hofft Ihr nicht Euren Stamm gekrönt zu sehen, Da jene, die mich Than von Cawdor nannten, Nichts Mindres prophezeit? |
Banquo: | Darauf gefußt, Möcht es wohl auch zur Krone Euch entflammen, Jenseits dem Than von Cawdor. Aber seltsam! Oft, uns in eignes Elend zu verlocken, Erzählen Wahrheit uns des Dunkels Schergen, Verlocken uns durch schuldlos Spielwerk, uns Dem tiefsten Abgund zu verraten - (Zu Rosse und Angus) Vettern, Vergönnt ein Wort. |
Macbeth: | Zweimal gesprochene Wahrheit, Als Glücksprologen zum erhabnen Schauspiel Von kaiserlichem #08 Inhalt. - Freund', ich dank Euch! - Die Anmahnung von jenseits der Natur Kann schlimm nicht sein - kann gut nicht sein: - wenn schlimm - Was gibt sie mir ein Handgeld des Erfolgs, Wahrhaft beginnend? Ich bin Than von Cawdor: - Wenn gut - warum befängt mich die Versuchung? Deren entsetzlich Bild aufsträubt mein Haar, So dass mein festes Herz ganz unnatürlich An meine Rippen schlägt. - Erlebte Greuel #09 Sind schwächer als das Graun der Einbildung. Mein Traum, des Mord nur noch ein Hirngespinst, Erschüttert meine schwache Menschheit so, Dass jede Lebenskraft in Ahnung schwindet, Und nichts ist, als was nicht ist. |
Banquo: | Seht den Freund, Wie er verzückt ist. |
Macbeth: | (beiseite) Will das Schicksal mich Als König, nun, mag mich das Schicksal krönen, Tu ich auch nichts. |
Banquo: | Die neue Würde engt ihn, Wie fremd Gewand sich auch nur durch Gewohnheit Dem Körper fügt. |
Macbeth: | Komme, was kommen mag; Die Stund' und Zeit durchläuft den rausten Tag. |
Banquo: | Edler Macbeth, wir harren Eurer Muße. |
Macbeth: | Habt Nachsicht - in vergessnen Dingen wühlte Mein dumpfes Hirn. Ihr güt'gen Herrn, eu'r Mühn Ist eingeschrieben, wo das Blatt ich täglich Umschlag und les. - Entgegen jetzt dem König - Denkt dessen, was geschah, und bei mehr Muße, Wenn ein'ge Zeit es reifte, lasst uns frei Aus offner Seele reden. |
Banquo: | Herzlich gern. |
Macbeth: | Bis dahin still #10. - Kommt, Freunde. |
Alle ab. | |
Anmerkungen | |
#04 | rump-fed: von Abfall genährt; vollgefressen; fetthüftig. |
#05 | choppy: aufgesprungen, rissig. |
#06 | skinny: häutig, mager. |
#07 | As thick as hail: Heute allegemein akzeptierte Lesart: So dick wie Hagel. |
#08 | imperial: die Königsherrschaft betreffend. |
#09 | present fears: gegenwärtige Ängste. |
#10 | enough: genug. |
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